Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutsche Sturheit

Gestern Abend habe ich im „Ersten“ eine „Story“ über den vollständigen Atomausstieg am kommenden Sonnabend in Deutschland gesehen. Der Irrsinn dieser Entscheidung wurde rundum überzeugend beleuchtet: Alle anderen Länder um Deutschland, inzwischen wirklich alle außer Dänemark und Österreich, das offenbar auch das deutsche Wesen teilt (siehe weiter unten), bleiben bei der Atomenergie und bauen sie sogar aus. Wir in der Mitte befinden uns im „Tal der Ahnungslosen“.

In der Tagesschau zuvor hatte noch eine „grüne Tante“ davon geredet, dass keiner vor seiner Haustür ein Atomendlager will. In der Reportage wird gezeigt, dass die Finnen gar kein Problem damit haben. Innerhalb weniger Jahre wurde es dort fertiggestellt und kaum ein Finne zweifelt daran, dass es den Atommüll 1 Million Jahre sicher bergen kann. In Deutschland ist noch nicht einmal die Einigung gelungen, wo es denn gebaut werden könnte.

Wo kein Wille ist, ist auch kein Weg, und das sture Bestehen auf Perfektion führt zur Verunmöglichung. Der Finne sagte, es geht nicht darum, das beste Atommüllendlager zu bekommen, sondern ein gutes. Aber nein, in Deutschland muss es das perfekte sein. An diesem Wesen wird die Welt nicht mehr genesen, sondern es wird zum technisch-wirtschaftlichen Abstieg Deutschlands führen, denn nicht nur um Deutschland herum, sondern weltweit alle anderen großen Industrienationen setzen auf die Atomkraft. (Das „deutsche Wesen“ kam auch in der „Story“ vor, deswegen traue auch ich mich, davon zu schreiben.)

Diese Geisterfahrermentaltät – wir gegen den Rest der Welt – gab es auch schon in der DDR. Zu ihrem Beginn hatten die Autos gute Viertaktmotoren, zum Beispiel im „Sachsenring“ und im „EMW“. Dann stiegen die DDR-Oberen als einzige auf der Welt aus dieser Technologie aus und setzten ganz auf Zweitaktmotoren. Da führte kein Weg raus. Stur bis zum Untergang wurde er gegangen.

Der Mut zum Eigenen ist etwas sehr Gutes. Ich wünschte ihn mir beim Setzen auf die eigene Sprache und Kultur, bei einer eigenen unabhängigen Außenpolitik, wie sie einer Wirtschafts- und Handelsgroßmacht zukommt. Frankreich steht diesbezüglich hinter uns, hat aber den Mut zum Eigenen, während wir unsere Vasallenschaft gegenüber den USA perfektionieren. (Eine Nation übrigens, die auch auf die Atomkraft setzt.)

An all diesen wesentlichen Stellen kommt der Mut zum Eigenen nicht zur Geltung. Ausgerechnet nur bei der Atomenergie gehen wir einen nationalen Sonderweg und bei der Flüchtlingspoltik. Einen 3. (An)Fall nationaler Eigensinnigkeit gibt es noch: Die Grenzenlosigkeit bei der Geschwindigkeit auf den Autobahnen. Drei verkehrte Stellen, mutig das Eigene zu vertreten, jedes Mal zum Schaden der eigenen Bevölkerung.

Aber unsere Eliten, die das tun, werden immer wieder gewählt. Ich frage mich, wie lange noch wollen die deutschen Steuerzahler ihr sauer verdientes Geld diesen Deutschland-Saboteuren in den Rachen werfen?

Ein Professor von der Technischen Hochschule Cottbus-Senftenberg hat es für mich am Ende der Story auf den Punkt gebracht. Er hatte eine treffende Metapher: Die, die die Abschaltung von Atomkraftwerken, die zu den sichersten und effektivsten der Welt gehören, in Deutschland zu verantworten haben, kommen ihm vor wie Fallschirmspringer, die mit dem Flugzeug auf 10.000 Meter gestiegen sind. Der Fallschirm ist noch nicht fertig, aber sie sagen, wir steigen schon mal aus, diskutieren unterwegs in Richtung Boden über den besten Fallschirm und nähen ihn freistürzend in der Luft dann schnell noch zusammen.

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